Print is not dead – Verschiedene Drucktechniken einfach erklärt

Drucktechniken im Überblick – einfach erklärt

Drucktechniken bzw. bedrucktes Material (Prints) sind ein wesentlicher Bestandteil unseres Alltags – von Büchern und Zeitungen über Verpackungen bis hin zu Werbematerialien und Kunstwerken. Doch welche Druckverfahren gibt es eigentlich? In diesem Artikel erfährst du mehr über klassische, moderne und experimentelle Drucktechniken, ihre Funktionsweise und Anwendungsbereiche.

Wenn ich von Hochdruck und Tiefdruck spreche, dann meine ich nicht das Wetter – sondern meine Leidenschaft für diverse Drucktechniken! 😉

Als Künstlerin arbeite ich gerne mit verschiedenen Druckverfahren und bin besonders fasziniert von den kreativen Möglichkeiten, die sie bieten. Ob klassische Techniken wie Hoch- und Tiefdruck oder moderne Methoden wie Digital- und 3D-Druck – jede Technik hat ihre eigene Ästhetik und Ausdrucksweise.

Aber welche Drucktechniken gibt es überhaupt?

Grundsätzlich lassen sich die Drucktechniken in drei große Bereiche unterteilen: klassische Drucktechniken, moderne Drucktechniken und alternative bzw. experimentelle Drucktechniken.

1. Klassische Drucktechniken

1.1 Hochdruck (Reliefdruck)

Beim Hochdruck sind die druckenden Stellen erhaben, während die nicht druckenden Bereiche tiefer liegen. Die Farbe wird auf die erhabenen Stellen aufgetragen und dann auf das Papier oder andere Materialien übertragen.

Drucktechnik: Hochdruck

Beispiele:

  • Buchdruck: Diese von Johannes Gutenberg im 15. Jahrhundert erfundene Technik revolutionierte den Druck durch die Verwendung beweglicher Holz- und Bleilettern. Heute wird der Buchdruck sehr wenig bis kaum noch genutzt, er wird aber noch in der künstlerischen Druckgrafik eingesetzt. Buchdruck ist übrigens auch als Letterpress bekannt.
  • Holzschnitt/Linolschnitt: Künstlerische Hochdruckverfahren, bei denen das Motiv aus Holz- oder Linoleumplatten herausgeschnitten und dann gedruckt wird.
  • Stempeldruck: Ein einfaches Hochdruckverfahren, bei dem Farbe auf einen erhabenen Stempel (Stempelgummi) aufgetragen und auf Papier, Textilien oder Verpackungen übertragen wird. Eine besonders einfache und beliebte Variante ist z. B. der Kartoffeldruck.
  • Collagrafie: Eine experimentelle Drucktechnik, bei der verschiedene Materialien auf eine Druckplatte geklebt werden, um Strukturen zu erzeugen. Je nach Technik kann sie als Hoch- oder Tiefdruck verwendet werden.

Mehr über diese Techniken erfährst du in meinen Blogartikeln:
📌
Letterpress – Handwerkskunst, die mit sicht- und fühlbaren Effekten verzaubert
📌
Stempelgummi-Druck: Eine moderne Alternative zum Linoldruck

1.2 Tiefdruck

Beim Tiefdruckverfahren werden die druckenden Bereiche in eine Platte vertieft eingearbeitet. Die Farbe bleibt in diesen Vertiefungen haften und wird anschließend mit hohem Druck auf das Papier übertragen.

Drucktechnik: Tiefdruck

Beispiele:

  • Kupferstich/Radierung: Diese Techniken werden hauptsächlich in der Kunst eingesetzt. Mit Säure oder spitzen Werkzeugen werden feine Linien in Metallplatten geätzt oder gestochen.
  • Rotations-Tiefdruck: Diese Technik wird für den Massendruck von Zeitschriften, Katalogen und Verpackungen genutzt. Sie ermöglicht besonders detailreiche Bilder mit hoher Qualität.

Künstlerische Variante: Drucken mit Milchkarton (Tetra Pak-Druck)
Eine moderne und nachhaltige Variante des Tiefdrucks ist das Drucken mit Milchkarton. Hierbei dient die beschichtete Innenseite eines Tetra Paks als Druckplatte. Durch Ritzungen und Strukturen entstehen spannende Tiefdruckbilder – eine einfache, aber effektvolle Technik, die sich auch hervorragend für den Einstieg in den Tiefdruck eignet.

Mehr dazu findest du in meinem Blogartikel:
📌 Drucken mit Tetra Pak – Open Print Exchange

1.3 Flachdruck

Beim Flachdruck sind die druckenden und nicht druckenden Bereiche auf einer Ebene. Der Druck basiert auf dem Prinzip, dass Wasser und Fett sich abstoßen.

Drucktechnik: Flachdruck

Beispiel:

  • Offsetdruck: Das am weitesten verbreitete Druckverfahren für Bücher, Zeitungen, Flyer und Broschüren. Die Farbe wird zunächst auf eine Gummiwalze und dann auf das Papier übertragen. Diese Technik ermöglicht eine hohe Druckqualität und ist ideal für große Auflagen.

1.4 Durchdruck

Beim Durchdruck wird die Farbe durch eine Schablone oder ein feinmaschiges Gewebe auf das Druckmedium aufgetragen. Diese Technik eignet sich besonders für Textilien, Plakate oder künstlerische Drucke.

Drucktechnik: Durchdruck

Zu den bekanntesten Durchdruck-Verfahren gehören:

  • Siebdruck: Ein beschichtetes Sieb wird mit einer Schablone oder einer lichtempfindlichen Schicht präpariert, sodass die Farbe nur an den offenen Stellen durchgedrückt wird. Diese Technik ermöglicht langlebige, farbintensive Drucke und wird sowohl in der Kunst als auch in der Industrie eingesetzt.
  • Schablonendruck: Hierbei wird eine feste Schablone (z. B. aus Papier, Folie oder Kunststoff) auf den Untergrund gelegt, und die Farbe wird mit einem Pinsel, Schwamm oder einer Walze durch die freien Flächen aufgetragen. Diese Technik ist einfach, vielseitig und besonders für dekorative Gestaltungen beliebt.

Mehr dazu findest du in meinem Blogartikel:
📌 Siebdruck ohne Belichtung – Analoge Motivherstellung mit Papier-Schablone

2. Moderne Drucktechniken

2.1 Digitaldruck

Beim Digitaldruck wird das Druckbild direkt vom Computer auf das Material aufgebracht – ohne feste Druckform. Dadurch eignet sich dieses Verfahren besonders für kleine Auflagen und personalisierte Drucke.

Beispiele:

  • Tintenstrahl- und Laserdruck: Beide Methoden werden vor allem für Büro- und Heimdrucker genutzt. Tintenstrahldrucker arbeiten mit flüssiger Tinte, während Laserdrucker mit Tonerpulver und einer elektrostatischen Ladung arbeiten.
  • UV-Druck: Hierbei wird spezielle UV-härtende Tinte verwendet, die durch UV-Licht sofort aushärtet. Dadurch kann direkt auf Glas, Metall oder Kunststoff gedruckt werden.

2.2 3D-Druck

Der 3D-Druck ist eine additive Fertigungstechnik, bei der Material Schicht für Schicht aufgetragen wird, um dreidimensionale Objekte zu erzeugen. Statt mit Farben zu drucken, arbeitet diese Technik mit Kunststoffen, Metallen oder Harzen.

Anwendungsbereiche:

  • Industrie: Herstellung von Prototypen und Bauteilen
  • Medizin: Druck von Implantaten oder Organmodellen
  • Architektur: Erstellung von Modellen und Gebäudestrukturen

2.3 Tampondruck

Der Tampondruck ist ein indirektes Tiefdruckverfahren, das sich besonders für unebene, gewölbte oder strukturiere Oberflächen eignet. Dabei wird die Druckfarbe von einer eingravierten Metall- oder Kunststoffplatte (Klischee) mittels eines flexiblen Silikontampons aufgenommen und auf das gewünschte Material übertragen.

Diese Technik wird häufig für die Bedruckung von Werbeartikeln, technischen Bauteilen oder Alltagsgegenständen wie Kugelschreibern, Spielzeug oder Elektronik genutzt. Dank der hohen Präzision lassen sich selbst feine Details und mehrfarbige Motive realisieren.

3. Experimentelle Drucktechniken

Neben den klassischen Drucktechniken gibt es alternative Methoden, die auf chemischen oder kreativen Prozessen basieren. Drei spannende Beispiele sind Cyanotypie, Eco Print und Gelli Print

  • Cyanotypie (Blaudruck): Ein historisches fotografisches Edeldruckverfahren, bei dem mit einer lichtempfindlichen Lösung beschichtetes Papier oder Stoff durch UV-Licht belichtet wird. Die charakteristischen blauen Bilder entstehen durch eine chemische Reaktion.
  • Eco Print (Pflanzendruck): Ein natürlicher Direktdruck, bei dem Blätter, Blüten oder andere Pflanzen durch Dampf oder Hitze ihre Farbstoffe auf Stoff oder Papier übertragen.
  • Gelli Print (Gellidruck): Eine Monoprinting-Technik, bei der Farbe auf eine weiche Gelliplatte aufgetragen, strukturiert und durch direkten Kontakt auf Papier oder Stoff übertragen wird. Sie kombiniert Elemente aus Hoch-, Tief- und Schablonendruck und ermöglicht kreative, schichtweise gestaltete Drucke.

Diese experimentellen Techniken bieten spannende Möglichkeiten für künstlerische Druckprojekte und erweitern das Spektrum traditioneller Druckverfahren und ich liebe sie einfach!

Mehr über diese Techniken erfährst du in meinen Blogartikeln:
📌 Gelli Print – Kreatives Drucken ohne Druckpresse
📌 Cyanotypie – Der magische Blaudruck
📌 Eco Print – Natürlicher Pflanzendruck

Experimentelles Drucken – Techniken und Ideen für den Milchkarton-Druck

Lust auf weitere Druckexperimente?

In diesem Artikel stelle ich ein inspirierendes Buch mit vielen kreativen Drucktechniken vor:
👉 Mein Buchtipp: Experimentelles Drucken

Es gibt also zahlreiche Drucktechniken, die je nach Anwendungsbereich ihre eigenen Vor- und Nachteile haben. Während Offsetdruck für Massendruck ideal ist, bietet der Digitaldruck Flexibilität für kleine Mengen. Der Siebdruck eignet sich für langlebige und kräftige Drucke auf unterschiedlichen Materialien, während der 3D-Druck völlig neue Möglichkeiten in der Produktion eröffnet.

Aber wie schon anfangs erwähnt, bin ich ein großer Fan von experimentellen Drucktechniken, mit denen man sich künstlerisch total austoben kann.

Alles Liebe ♡ HAPPY PRINTING

Katja Haas PapierLiebe Unterschrift

Diese Beiträge könnten dir auch gefallen