Von der Faser zum Blatt Papier: Die faszinierende Welt des Papierschöpfens
Die Herstellung von Papier fasziniert mich seit meiner Kindheit. Der Prozess des Papier Schöpfens ist nicht nur kreativ, sondern auch unglaublich erfüllend – und mittlerweile ist kein Schnipsel Altpapier mehr vor mir sicher! Schon als Kind träumte ich davon, mein eigenes Papier zu machen, und heute habe ich dieses alte Handwerk zu einer Leidenschaft gemacht.
DIY-Papier selber machen
In diesem Beitrag möchte ich dir zeigen, wie du zu Hause ganz einfach recyceltes Papier herstellen kannst. Mit nur wenigen Materialien und etwas Geduld kannst du aus Altpapier wunderschöne, individuelle Papiere schaffen – perfekt für kreative Projekte, Karten oder Notizbücher. Lass uns gemeinsam in die Welt des Papierschöpfens eintauchen und aus Alt Neu machen!
Bevor wir aber mit unserer Papierherstellung starten möchte ich gerne einen Blick in die Papier-Geschichte werfen und ein paar Begriffe erklären.
Die Herkunft von Papier
Papier, wie wir es heute kennen, hat seinen Ursprung im alten China. Um 105 n. Chr. soll der chinesische Hofbeamte Cai (Tsai) Lun das erste Verfahren zur Herstellung von Papier entwickelt haben. Dabei nutzte er Pflanzenfasern, Hanf und alte Fischernetze, die er in Wasser aufweichte und zu einem Brei verarbeitete. Dieser Faserbrei wurde dann in dünnen Schichten auf Siebe verteilt, getrocknet und zu Papier gepresst.
Das Papierschöpfen ist eine alte Handwerkskunst.
Von China aus verbreitete sich das Wissen über die Herstellung von Papier über die Seidenstraße nach Arabien und später nach Europa, wo es im Mittelalter in den ersten Papiermühlen verfeinert wurde. Mit der Erfindung des Buchdrucks im 15. Jahrhundert stieg die Nachfrage nach Papier, und es wurde ein unverzichtbarer Bestandteil der Wissensverbreitung.
Heute wird Papier weltweit hergestellt – nicht nur aus Holz, sondern auch aus recycelten Materialien – und bleibt ein essenzieller Teil unseres Alltags.
Was ist Papier?
Papier ist ein dünnes Material, das aus gewässerten Fasern – meist Cellulosefasern – hergestellt wird. Wenn wir von Papier sprechen, beziehen wir uns in der Regel auf ein einzelnes „Blatt“ Papier. Andere Erscheinungsformen haben spezifische Bezeichnungen, die auf ihre Besonderheit hinweisen, wie etwa Papierbrei oder Papiermaché. Das Blatt Papier kann dabei in unterschiedlichsten Größen und Dicken vorkommen – vom feinen Zigarettenpapier bis hin zu riesigen Rollen aus kilometerlangem Papier. Unabhängig von Form oder Größe bleibt es immer ein zusammenhängendes Stück Papier.
Was heißt handgeschöpft?
Unter handgeschöpftem Papier versteht man traditionell gefertigtes Papier, das Blatt für Blatt von Hand aus einem Becken geschöpft wird. Dabei wird eine sogenannte Schöpfform verwendet, die aus zwei Teilen besteht: einem Sieb und einem Rahmen. Diese Form wird in ein Becken mit Faserbrei – einer Mischung aus Wasser und Papierfasern – getaucht und wieder herausgezogen, wobei sich eine dünne Schicht des Faserbreis auf dem Sieb absetzt. Anschließend lässt man das überschüssige Wasser ablaufen, und der nasse Faserbrei wird auf ein Woll- oder Filztuch (Gautschtuch) gepresst. Nach dem Trocknen bleibt schließlich ein fertiges Blatt Papier zurück. Ein besonderes Merkmal ist der dabei entstehende unregelmäßige Rand – auch Büttenrand genannt –, der das handgeschöpfte Papier einzigartig und besonders charmant macht.
Aber bevor es jetzt zu kompliziert wird, zeige ich dir Schritt für Schritt in Wort und Bild, was damit gemeint ist. ;-)
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Das brauchst du zum Papierschöpfen
- Altpapier: Du kannst alte Zeitungen, Druckerpapier, oder andere Papiersorten verwenden. Je nach Papierart erhältst du unterschiedliche Strukturen und Farben.
- Tipp für den Anfang:
Um zu vermeiden, dass dein selbstgeschöpftes Papier zu grau oder dunkel wird, solltest du zu Beginn am besten weißes oder helles Altpapier verwenden. Bunte oder bedruckte Papiere, wie Zeitungen oder Prospekte, können den Faserbrei stark verfärben und das Endergebnis „dunkel/schmutzig“ erscheinen lassen. Wenn du also klare, helle Ergebnisse möchtest, eignen sich zum Beispiel wenig bedrucktes Druckerpapier oder alte Notizzettel am besten für deine ersten Versuche.
- Tipp für den Anfang:
- Wasser: Zum Einweichen und Zerkleinern des Papiers in einen Faserbrei.
- Mixer oder Pürierstab: Um das eingeweichte Altpapier zu einem gleichmäßigen Papierbrei (Pulpe) zu verarbeiten.
- Schöpfrahmen (Sieb): Besteht aus einem Holzrahmen mit einem feinen Sieb. Der Schöpfrahmen besteht oft aus zwei Teilen: einem Sieb und einem separaten Deckrahmen, um das Schöpfen gleichmäßiger zu gestalten.
- Diesen Schöpfrahmen* hier kann ich z. B. empfehlen, da ich ihn auch selber verwende.
- Wanne oder Schüssel: Groß genug, um den Schöpfrahmen hineinzutauchen und den Faserbrei darin zu schöpfen.
- Schwamm oder Tuch: Zum Abtupfen des überschüssigen Wassers, nachdem du das geschöpfte Papier auf ein Tuch gelegt hast.
- Gautschtücher (Woll- oder Filztücher): Zum Ablegen der nassen Papierblätter. Diese Tücher helfen, das Wasser aus dem Faserbrei aufzunehmen.
- Tipp:
Stark saugende Haushaltstücher* können auch hervorragend als Gautschtücher verwendet werden. Achte darauf, dass die Tücher sauber sind und keine zu groben Strukturen aufweisen, da diese sich möglicherweise auf dem Papier abdrücken könnten.
- Tipp:
- Flache Oberfläche zum Trocknen: Ein Ort, an dem die geschöpften Papierblätter nach dem Pressen an der Luft trocknen können. Das funktioniert übrigens auch super an einer Wäscheleine ;-)
So funktioniert Papierschöpfen
Diese Schritt-für-Schritt-Anleitung gibt dir einen Einblick in meine persönliche Methode zur Papierherstellung. Sie ist zwar nicht die einzige oder beste Möglichkeit, aber ich freue mich, dir meinen Weg zu zeigen, der sich für mich bewährt hat.
1) Reiße das Altpapier in kleine Stücke und gib sie in einen Eimer – ich habe mir die Arbeit erspart, und das Papier gleich durch einen Aktenvernichter gejagt … das erspart viel Arbeit! ;-)
2) Gib die Papierschnipsel mit etwas Wasser in einen Mixer und mixe alles ordentlich durch. Du kannst alternativ auch einen Pürierstab verwenden. Mixe so lange, bis ein schöner Papierbrei (Pulpe) entsteht.
3) So sieht die Pulpe aus, wenn sie fertig ist. Der Papierbrei kann aber auch noch ein bisschen flüssiger sein, das spielt keine große Rolle.
3a) Optional kannst du z. B. auch eine farbige Serviette dazugeben, um deine Papierfasern farblich zu verändern – Textil- oder Lebensmittelfarben sind dafür auch super geeignet.
4) Gibt die Pulpe in eine große Wanne mit Wasser und verteile sie gut mit deiner Hand. Wirble dazu die Papierfasern immer wieder mit gespreizten Fingern auf bis sich der Faserbrei gut verteilt hat.
4a) Optional kannst du an dieser Stelle z. B. auch Blüten, Samen oder Glitter hinzufügen, die für eine interessante Struktur sorgen.
5) Jetzt beginnt der eigentliche Schöpf-Vorgang mit kleinem Assistenten ;-) Nimm deinen Schöpfrahmen (Sieb + Rahmen) und tauche ihn von oben (siehe Foto) in die Wanne und ziehe sie unter Wasser zu dir.
6) Hebe den Schöpfrahmen mit einer fließenden Bewegung waagrecht aus der Wanne heraus. Die Papierfasern sollten sich vollflächig (ohne Löcher) auf dem Sieb verteilt haben.
7) Lass das Wasser vom Schöpfrahmen gut abrinnen – neige ihn dazu auch gerne mit einer Ecke nach unten.
8) Nimm den Abdeckrahmen vorsichtig ab (leider haben wir vergessen davon ein Foto zu machen … 🙈) und achte darauf, dass kein Tropfen Wasser auf die Papierfasern fällt, da sonst Löcher entstehen können.
9) Nimm den Basisrahmen mit den Papierfasern und drehe ihn zügig um, sodass du ihn gleichzeitig auf das Papiervlies ablegen kannst. Mit einem Schwamm kannst du überschüssiges Wasser aufsaugen.
10) Hebe den Basisrahmen vorsichtig – mit einer leichten Kipp-Bewegung von links nach rechts – vom Gautschtuch ab.
11) Jetzt kannst du das Papier trocknen lassen. Lege es dazu entweder auf eine glatte Oberfläche (Glas oder Plexiglas) …
… oder einfach auf eine Wäscheleine aufhängen und trocknen lassen. Anschließend kannst du das Papier einfach vom Vlies abziehen und glatt bügeln oder pressen.
Und so sehen die fertig getrockneten selbstgeschöpften Papiere dann aus:
Es bereitet große Freude, selbstgemachtes Papier in den Händen zu halten und damit kreativ zu werden. Die Möglichkeiten sind wirklich endlos! Ich nutze es beispielsweise gerne als Umschläge für meine handgemachten Notizhefte – wie dieses hier:
Wenn du erfahren möchtest, wie ich die Prägung auf das Papier gebracht habe, dann schau doch hier vorbei – dort erkläre ich dir Schritt für Schritt, wie du Papier ganz einfach von Hand prägen kannst.
Falls du gerne mehr über das Thema Papier schöpfen erfahren möchtest, kann ich dir an dieser Stelle das Buch PAPIERE schöpfen und gestalten* von Eva Hauck und Dorina Tessmann empfehlen.
Auf meinem Blog kannst du schon mal einen kostenlosen Blick in das Buch verwerfen.
Ich wünsche dir viel Spaß beim Papierschöpfen!
Alles Liebe ♡ #createandsmile
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